Überflieger am Klavier


Autor: EW-Passau,Kategorie: Aktuelles, Kategorie: News

Er war der bedeutendste deutsche Pianist der Nachkriegszeit, überhaupt einer der größten Musiker des 20. Jahrhunderts: Wilhelm Kempff (1895-1991). In Kooperation mit der Wilhelm-Kempff-Akademie im italienischen Positano setzen die Festspiele Europäische Wochen Passau dem Jahrhundertpianisten vom 27. bis 29. Oktober ein Denkmal. Mit Herbert Schuch, Kit Armstrong und Anna Gourari kommen drei herausragende Interpreten der jüngeren Generation zum Wilhelm Kempff Klavierfestival in den Passauer Rathaussaal, um das Œuvre des Meisters, vorrangig aber Beethovens Klaviersonaten zu befragen. Überdies treten mit Amadeus Wiesensee und Ingmar Lazar am Samstag, 28. Oktober, um 16 Uhr zwei weitere Ausnahmepianisten vor das Passauer Publikum, die trotz ihrer Jugend bereits mit Preisen überhäuft sind.

Den Auftakt zum Kempff Klavierfestival setzt Herbert Schuch am Freitag, 27. Oktober, um 19 Uhr mit Helmut Lachenmanns Variationen über ein Thema von Schubert, Beethovens Diabelli- und F-Dur-Variationen sowie Brahms’ Variationen über ein Thema von Paganini. Herbert Schuch, 1979 im rumänischen Temeschburg geboren, hat sich mit seinen dramaturgisch durchdachten Konzertprogrammen und CD-Aufnahmen als einer der interessantesten Musiker seiner Generation einen Namen gemacht. 2013 erhielt er den ECHO Klassik für seine Aufnahme des Klavierkonzerts von Viktor Ullmann sowie Beethovens Klavierkonzert Nr. 3 gemeinsam mit dem WDR Sinfonieorchester unter der Leitung von Olari Elts. Bereits 2012 war Schuch für seine Aufnahme der Quintette für Klavier und Bläser von Mozart und Beethoven mit einem ECHO Klassik in der Kategorie „Kammermusikeinspielung des Jahres“ ausgezeichnet worden.

Mit einer Matinee ist Kit Armstrong am Sonntag, 29. Oktober, um 11 Uhr zu Gast im Passauer Rathaussaal. Der 25-jährige Amerikaner gilt als Genie – nicht nur, was seine musikalischen Fertigkeiten anbelangt: Mit drei Jahren las er das „Wall Street Journal“, mit acht debütierte er als Pianist mit Orchester und mit neun begann er ein Mathematikstudium. Kit Armstrong konzertiert in den renommiertesten Konzertsälen der Welt: dem Musikverein Wien, dem Concertgebouw Amsterdam, der Royal Festival Hall London, der Philharmonie Berlin, der Laeiszhalle und Elbphilharmonie Hamburg, der Kölner Philharmonie sowie der NHK und Suntory Hall Tokio. Dabei arbeitet er mit bedeutenden Dirigenten wie Riccardo Chailly, Christoph von Dohnányi, Manfred Honeck, Kent Nagano, Jonathan Nott, Esa-Pekka Salonen und Robin Ticciati zusammen – sowie in der vergangenen Konzertsaison mit Christoph Thielemann und Herbert Blomstedt. Auch für seine Kompositionen ist Kit Armstrong mittlerweile berühmt: Sechs Mal wurde er von der ASCAP Foundation in New York mit dem Morton Gould Young Composers Award ausgezeichnet. Kompositionsaufträge erhielt er unter anderem vom Gewandhaus zu Leipzig und dem Musikkollegium Winterthur. 2010 ehrte das Schleswig-Holstein-Musik-Festival Armstrong mit dem Leonard Bernstein Award, 2014 bekam er bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern den WEMAG-Solistenpreis. Bei seinem Passau-Debüt wird der Ausnahmepianist mehrere Beethoven-Sonaten interpretieren.

Mit Anna Gourari beschließt am Sonntagabend ab 19 Uhr eine Solistin und Kammermusikerin mit Weltruf das Wilhelm Kempff Klavierfestival der Europäischen Wochen. Die gebürtige Russin spielt neben Beethovens Sonate Nr. 13 in Es-Dur Werke von Widmann, Bach, Marcello, Brahms und Hindemith. Schon früh wurde Anna Gourari mit Preisen und Auszeichnungen bedacht, unter anderem mit dem 1. Preis beim Internationalen Clara-Schumann-Klavierconcours in Düsseldorf. Sie gastiert bei internationalen Festivals und musiziert mit renommierten Orchestern und Dirigenten wie Sir Colin Davis, Iván Fischer, Lorin Maazel, Zubin Mehta und Sir Roger Norrington. Neben ihrer Konzerttätigkeit kann Gourari auf eine umfangreiche Diskographie verweisen. Für ihre Aufnahmen – einige hielten sich mehrere Wochen in den Charts – wurde sie bereits mehrmals mit dem ECHO Klassik und jüngst mit dem Diapason d’Or ausgezeichnet.

Herbert Schuch - Foto: Felix Broede

Anna Gourari - Foto: Marco Borggreve

Kit Armstrong - Foto: Neda Navaee

Ingmar Lazar - Foto: Kirill Bashkirov

Amadeus Wiesensee - Foto: Sammy Hart